Der akute Fachkräftemangel im Pflegesektor hat dazu geführt, dass Deutschland verstärkt um Pflegekräfte aus Lateinamerika wirbt. Tausende ausländische Pflegekräfte, insbesondere aus Mexiko, sind bereits in den letzten Jahren nach Deutschland gekommen. Die Bundesregierung hat nun auch in Brasilien und Indien Anwerbeprogramme gestartet, um Fachkräfte im Gesundheitswesen anzusprechen.
Eine der größten Herausforderungen für ausländische Pflegekräfte in Deutschland ist die Sprache. Insbesondere in einem beruflichen Kontext, in dem viel Kommunikation erforderlich ist, ist eine gute Beherrschung der deutschen Sprache entscheidend für eine erfolgreiche Arbeit in der Pflege und auch für die gesellschaftliche Integration insgesamt.
Arbeitsminister Hubertus Heil hat in Brasilien eine Absichtserklärung für „faire Einwanderung“ unterzeichnet und besucht anschließend auch Indien. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) schätzt, dass die Anwerbung von bis zu 700 Pflegekräften pro Jahr möglich wäre. Dennoch gibt es auch Kritik an der staatlichen Anwerbung ausländischer Pflegekräfte. Die deutsche Stiftung Patientenschutz fordert eine Kosten-Nutzen-Analyse und die Überprüfung aller Ausgaben durch den Bundesrechnungshof. Angesichts der Tatsache, dass im vergangenen Jahr 44.000 Pflegekräfte arbeitslos gemeldet waren, wird argumentiert, dass zunächst die Hausaufgaben im Inland erledigt werden sollten.
Trotz der Kritik wird betont, dass Einwanderung im Pflegesektor unverzichtbar ist. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, weist darauf hin, dass derzeit mindestens 31.000 Stellen in der Allgemein- und Intensivpflege in Krankenhäusern unbesetzt sind. Ohne ausländische Pflegekräfte wäre diese Zahl noch viel höher. Es wird gefordert, die Bürokratie bei der Anerkennung von Qualifikationen, der Visavergabe und anderen Hürden zu reduzieren, um den Fachkräftemangel effektiv anzugehen.
Ende 2021 waren in Deutschland bereits 236.000 ausländische Pflegefachkräfte sozialversicherungspflichtig beschäftigt, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage im Bundestag hervorgeht. Der größte Teil der ausländischen Krankenschwestern und -pfleger stammt demnach aus Europa. Im Jahr 2021 kamen 2.109 Pflegekräfte aus Brasilien und 652 aus Mexiko nach Deutschland.
Laut Björn Gruber von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) stellt die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Zusammenarbeit mit der GIZ Pflegefachkräfte aus dem Ausland ein, nur wenn die Partnerländer zustimmen und die Arbeitsmarktsituation in den Herkunftsländern berücksichtigt wird. Dies soll sicherstellen, dass die Abwerbung von Fachkräften aus Ländern mit ähnlichen demografischen Herausforderungen vermieden wird.
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