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14 February 2022

Willkommenskultur zwischen Stabilität und Aufbruch: Aktuelle Perspektiven der Bevölkerung auf Migration und Integration in Deutschland

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Die repräsentative Studie der Bertelsmann Stiftung mit dem Titel "Willkommenskultur zwischen Stabilität und Aufbruch. Aktuelle Perspektiven der Bevölkerung auf Migration und Integration in Deutschland" weist nach, dass die Skepsis gegenüber Migration in Deutschland stetig abnimmt. Im Vergleich zu den letzten zehn Jahren und besonders zum Jahr 2015, als der öffentliche Diskurs bestimmt war von kritischen Debatten zur Flüchtlingsmigration, hat sich die Willkommenskultur deutlich verbessert.

Die Untersuchung zeigt den deutlichen Trend, dass positive Perspektiven zur Migration weiter zunehmen, während die Skepsis langsam aber kontinuierlich zurückgeht. Die Analyse offenbart auch, dass die Erwartungen an die deutsche Aufnahmegesellschaft dahingehend wachsen, als dass Integrationshemmnisse abgebaut sowie der Zugang zu Staat, Verwaltung und Bildung stärker als bisher für Menschen mit Migrationshintergrund geöffnet werden sollen.

"Im Kern zeigt unsere Umfrage, dass skeptische Haltungen gegenüber Zuwanderung in Deutschland zwar immer noch verbreitet sind, in den letzten Jahren aber weiter abgenommen haben", erklärt Co-Autorin Ulrike Wieland von der Bertelsmann Stiftung: "Gleichzeitig sehen heute mehr Menschen die möglichen Vorteile von Migration; vor allem für die Wirtschaft. Bei der Wahrnehmung von Integration zeigt sich, dass mehr Befragte als in den Jahren zuvor Chancenungleichheit und Diskriminierung als bedeutende Hindernisse betrachten."

Der Analyse zufolge sind 68 Prozent der Befragten der Ansicht, dass Zuwanderung Vorteile für die Ansiedlung internationaler Firmen mit sich bringe. 65 Prozent erwarten mittels Migration eine geringere Überalterung der Gesellschaft, 55 Prozent einen Ausgleich für den Fachkräftemangel und 48 Prozent erwarten höhere Einnahmen für die Rentenversicherung. Die Werte liegen alle deutlich höher aus als bei den Befragungen in den Jahren 2017 und 2019.

Skeptiker fürchten hingegen eine zusätzliche Belastung des deutschen Sozialstaats (67 Prozent) sowie Konflikte zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund (66 Prozent). Probleme in Schulen werden nur noch von 56 Prozent der Befragten erwartet (2019: 64 Prozent). Gleichbleibend ist die Sorge vor Wohnungsnot in Ballungsräumen, die 59 Prozent der Befragten beschäftigt.

Insgesamt wird deutlich zwischen unterschiedlichen Migrationskategorien differenziert und gewertet: Während Menschen, die gezielt für einen Beruf oder ein Studium nach Deutschland gezogen sind, stärker akzeptiert werden (71 Prozent), gibt es gegenüber geflüchtete Personen, die vor allem Schutz außerhalb ihrer Heimatländer suchen, eine größere Skepsis (59 Prozent).

So ist auch mehr als ein Drittel der Befragten (36 Prozent) der Meinung, dass Deutschland keine weiteren geflüchteten Menschen mehr aufnehmen könne. Im Jahr 2017 äußerten sich noch 54 Prozent so. Aktuell werden Geflüchtete von 20 Prozent der Befragten als "Gäste auf Zeit" betrachtet, die man auch nicht integrieren müsse.

In der Befragung rücken die Erwartungen an die deutsche Aufnahmegesellschaft stärker in den Fokus als die Jahre zuvor: So sehen mehr Menschen als noch 2019 mangelnde Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt und Diskriminierung aufgrund der Herkunft als größte Hindernisse für eine gelungene Integration. Es sprechen sich auch mehr Menschen für wirksamere Antidiskriminierungsgesetze aus, vor allem mit Blick auf die deutschen Behörden. Überdies wird von einem Großteil der Menschen die Meinung vertreten, dass Menschen mit Migrationshintergrund in wichtigen Gesellschaftsbereichen unterrepräsentiert sind.

Die Menschen mit Migrationserfahrung selbst bewerten ihre Situation sogar noch kritischer. Im Vergleich zum Durchschnitt der Befragten sehen mehr von ihnen Chancenungleichheit und Diskriminierung als größte Integrationshindernisse. Auch betrachten sie ihre Vertretung in gesellschaftlichen Schlüsselbereichen noch kritischer und sehen hier noch stärkeren Verbesserungsbedarf.

Auf Grundlage der Studienergebnisse empfiehlt das Autorenteam, strukturelle Benachteiligungen für Menschen mit Migrationshintergrund weiter abzubauen, um so ihre gesellschaftliche Teilhabe zu verbessern. Auch sollten neue gesetzliche Regelungen zur Antidiskriminierung in Erwägung gezogen sowie rechtliche Maßnahmen zur Förderung von Menschen mit Migrationshintergrund bei der Besetzung von Stellen in Verwaltung und öffentlichem Dienst geprüft werden.

Auch symbolische Anlässe und Orte, wie etwa Einbürgerungsfeiern, würden eine wichtige Rolle spielen. Wieland betont: "Wichtig ist aber auch ein positives Selbstverständnis als Einwanderungsgesellschaft. Hier sind Politik und Zivilgesellschaft gemeinsam gefragt. Sie müssen das weitere Zusammenwachsen in der Vielfalt aktiv gestalten."

Bertelsmann Studie Willkommenskultur
Deutsch
(2.1 MB - PDF)
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Details

Authors
Orkan Kösemen, Ulrike Wieland
Geographic area
Deutschland
Contributor type
Akademiker und Experten
Original source
Posted by
Marie Bayat
Country Coordinator

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