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21 March 2024

Fluchterfahrungen und Unterstützung nach der Ankunft / DIW Wochenbericht 12/2024

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Die aktuelle Ausgabe des Wochenberichts des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) konzentriert sich auf die Frühphase der Ankunft von Geflüchteten in Deutschland. Einerseits werden die Erfahrungen beleuchtet, die die Menschen während ihrer Flucht gemacht haben. Andererseits wird der angemessene Umgang mit den Schutzsuchenden nach ihrer Ankunft analysiert. Dabei wird untersucht, welche Unterstützungsbedarfe von den Geflüchteten angegeben werden, in welchem Maße sie Hilfe in Anspruch nehmen und welchen Zugang sie zur Gesundheitsversorgung haben.

Den aktuellen Erkenntnissen nach äußern Asylsuchende und Geflüchtete in Deutschland den Wunsch nach verstärkter Hilfe bei ihrer Integration. Die Untersuchung, die im Zeitraum von 2016 bis 2020 durchgeführt wurde und Geflüchtete befragte, die zwischen 2013 und 2016 ins Land kamen, zeigt, dass fast alle Befragten mehr Unterstützung benötigen, um sich in Deutschland zurechtzufinden.

Die Studie befragte die Teilnehmer zu fünf Integrationsbereichen, wobei 98 Prozent angaben, in mindestens einem Bereich mehr Hilfe zu benötigen. Besonders groß ist der Bedarf beim Erlernen der deutschen Sprache, den 91 Prozent der Befragten nannten. Auch der Zugang zur Gesundheitsversorgung (82 Prozent) und Fragen rund um Asyl und Flüchtlinge (69 Prozent) wurden als unterstützungsbedürftig genannt.

In Bezug auf die Jobsuche äußerten 62 Prozent der Befragten Defizite in der Unterstützung. Fast die Hälfte der Teilnehmer wünschte sich zudem mehr Beratung beim Zugang zu Bildung (51 Prozent). Die Studienautorin Ellen Heidinger stellte fest, dass Geflüchtete mit Bildungsabschlüssen oder Arbeitserfahrung aus ihrem Herkunftsland häufiger Unterstützung in Anspruch nehmen können als andere.

Die Studie zeigt auch, dass viele Befragte nicht über ihre persönlichen Fluchterfahrungen sprechen möchten. Etwa ein Viertel berichtete von Gewalt und Bedrohung. Frauen vermieden es laut DIW häufiger als Männer, Fragen zur Flucht zu beantworten.

Die kürzlich beschlossene Verlängerung der eingeschränkten Gesundheitsleistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz auf bis zu drei Jahre erwartet das DIW keinen Einspareffekt im Gesundheitswesen. Die Studienautoren argumentieren, dass eine spätere Behandlung oft teurer sein könne, insbesondere bei psychischen Problemen und chronischen Erkrankungen. Das DIW schlägt vor, die elektronische Gesundheitskarte für Geflüchtete bundesweit einzuführen, um den Verwaltungsaufwand zu reduzieren. Bislang ist diese nur in einigen Bundesländern verfügbar. Das derzeitige Verfahren, bei dem Asylbewerber vor jedem Arztbesuch einen Behandlungsschein besorgen müssen, verursacht nach DIW-Angaben erheblichen Aufwand.

Die Daten für diese Untersuchung stammen hauptsächlich aus offiziellen Statistiken sowie aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) und der darin integrierten IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten. Diese Befragungen basieren auf Informationen von Schutzsuchenden, die zwischen 2013 und 2020 nach Deutschland gekommen sind, wobei die meisten von ihnen in den Jahren 2015 und 2016 eingewandert sind und seitdem in der Bundesrepublik leben.

DIW-Wochenbericht 12/2024
German
(3.02 MB - PDF)
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Details

Authors
Cornelia Kristen, Jana Nebelin, Ellen Heidinger, Louise Biddle
Geographic area
Deutschland
Contributor type
Akademiker und Experten
Original source
Posted by
Marie Bayat
Country Coordinator

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