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Der 14. Integrationsbericht der Bundesregierung zeichnet ein differenziertes Bild der Integration in Deutschland. Trotz erheblicher Fortschritte, insbesondere im Arbeitsmarkt, bleiben Herausforderungen wie Rassismus und Diskriminierung ein zentrales Thema. Mit über 60 Indikatoren und der Auswertung von Daten aus den Jahren 2005 bis 2023 liefert der Bericht eine faktenbasierte Grundlage für die Diskussion über Teilhabe in der Einwanderungsgesellschaft.
Die Zahl der Einbürgerungen erreichte 2023 mit 194.000 Personen einen historischen Höchststand. Ein neuer Meilenstein ist das im Juni 2024 reformierte Staatsangehörigkeitsrecht, das verkürzte Wartezeiten und Mehrstaatigkeit ermöglicht. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan, betont die Bedeutung dieser Entwicklungen: Die Integration gelinge inzwischen in allen Lebensbereichen besser, sagte Alabali-Radovan. Viele Strukturen, Institutionen und Behörden seien aber noch nicht „auf die vielfältige Gesellschaft“ ausgerichtet, vor allem im Bildungsbereich.
Arbeitsmarktintegration als Schlüssel
Menschen mit Einwanderungsgeschichte tragen entscheidend zum Arbeitsmarkt bei: 69,2 % sind erwerbstätig, zwei Drittel davon in qualifizierten Berufen. Der gesamte Zuwachs an Beschäftigung in den letzten Jahren geht auf Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit zurück. Dennoch bleibt die Erwerbsquote bei Personen mit Einwanderungsgeschichte (69,2 %) hinter derjenigen ohne (81 %) zurück, insbesondere bei Frauen, deren Integration durch fehlende Kinderbetreuungsangebote gebremst wird. Syrische Zugewanderte leisten dabei einen besonderen Beitrag: Mit über 222.000 Erwerbstätigen, darunter 5.000 Mediziner:innen, tragen sie erheblich zur Gesellschaft bei.
Rassismus und Antiwillkommenskultur
Rassismus bleibt ein erhebliches Problem. Laut Bericht haben 20 % der Zugewanderten und 25 % ihrer Nachkommen persönliche Diskriminierungserfahrungen gemacht. „Statt einer Willkommenskultur, die wir angesichts des Fachkräftemangels unbedingt bräuchten, wird hier das Gegenteil etabliert.“ In Deutschland herrsche „eine Art Antiwillkommenskultur“, kritisiert Aslıhan Yeşilkaya-Yurtbay, Co-Vorsitzende der Türkischen Gemeinde. Diese Haltung gefährde Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit im globalen Fachkräftewettbewerb.
Bildung und Chancen für die nächste Generation
Die schulischen Leistungen von Kindern mit Migrationshintergrund haben sich seit 2006 verbessert, doch Defizite bestehen weiterhin: Der Anteil ausländischer Schüler:innen ohne Abschluss liegt bei 12,4 %, während er bei deutschen Schüler:innen nur 3 % beträgt. Zugleich steigt die Zahl der eingewanderten Studierenden und Hochschulabsolvierenden deutlich, was auf langfristige Bildungsinvestitionen hinweist.
Digitalisierung und Diversität fördern Integration
Mit dem Start des digitalen „Dashboard Integration“ werden die Indikatoren des Berichts erstmals interaktiv zugänglich gemacht. Ziel ist es, Integration datenbasiert zu steuern und Fortschritte sichtbar zu machen. Der Bericht fordert zudem eine stärkere Diversitätsorientierung, insbesondere im öffentlichen Dienst, in dem Menschen mit Einwanderungsgeschichte derzeit nur 11,7 % der Beschäftigten ausmachen.
Der Bericht stößt auch auf Kritik. So bemängelt etwa die Linke-Bundestagsabgeordnete Gökay Akbulut, dass die Bilanz der Bundesregierung in der Migrations- und Integrationspolitik ernüchternd sei. Besonders scharf kritisiert sie die Verschärfungen im Asylrecht, die nicht nur menschenrechtswidrig seien, sondern auch ein „fatales Signal des Einknickens“ vor einer zunehmend rassistisch geführten öffentlichen Debatte. „Der dramatische Anstieg rassistischer Vorfälle, den wir aktuell erleben, ist auch ein Resultat einer Politik der Bundesregierung, die sich dem rechtspopulistischen Diskurs nicht entschieden entgegenstellt", so Akbulut.
Bis zur für den 23. Februar angesetzten Neuwahl plant das Kabinett laut Alabali-Radovan, eine Diversitätsstrategie zu verabschieden. Ziel ist es, den Anteil von Beschäftigten mit Migrationshintergrund im öffentlichen Dienst, insbesondere in den Bundesministerien, zu erhöhen. Derzeit beträgt dieser Anteil 11,7 Prozent.
Im Regierungsmonitor wird über die Umsetzung wichtiger Maßnahmen der Bundesregierung informiert - so auch zu Themen wie Vielfalt und Integration.
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