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05 June 2018

Ethnische Hierarchien in der Bewerberauswahl: Ein Feldexperiment zu den Ursachen von Arbeitsmarktdiskriminierung

Auf dem deutschen Arbeitsmarkt werden Bewerberinnen und Bewerber mit muslimischen oder afrikanischen Wurzeln besonders deutlich benachteiligt – auch wenn sie in Deutschland geboren sind. Das geht aus der Studie "Ethnische Hierarchien in der Bewerberauswahl: Ein Feldexperiment zu den Ursachen von Arbeitsmarktdiskriminierung" des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) hervor. Der Hauptgrund für die ethnische Diskriminierung auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist laut der Studie eine vermeintliche kulturelle Wertedistanz zwischen den Bewerbern und den Arbeitgebern, die oft zur Ablehnung führt, so Koopmans

Das Forscherteam verschickte für die Erhebung zwischen 2014 und 2016 mehr als 6.000 fiktive Bewerbungen auf reale Stellenausschreibungen in acht Ausbildungsberufen. Die fiktiven Bewerber hatten die deutsche Staatsangehörigkeit, ihre Eltern stammten entweder aus Deutschland oder einem von 34 anderen Ländern, ihr phänotypisches Erscheinungsbild war dunkelhäutig, weiß oder asiatisch. Ebenso wurden die Religionszughörigkeit sowie das Geschlecht und der Notendurchschnitt variiert.

Der Migrationsforscher und Autor Ruud Koopmans verwies darauf, dass sich starke Unterschiede je nach Herkunftsland zeigen. Demnach werden Personen, deren Eltern ihre Wurzeln in europäischen oder ostasiatischen Ländern haben, kaum benachteiligt. Dagegen haben Menschen mit Ursprüngen in Afrika oder muslimischen Ländern deutlich schlechtere Chancen. Bei gleicher Qualifikation wurden 51 Prozent der Bewerbungen von Menschen mit Migrationshintergrund positiv beantwortet, bei Bewerbern ohne Migrationshintergrund 60 Prozent. Während Bewerber aus manchen Herkunftsländern einer erheblichen Arbeitsmarktdiskriminierung ausgesetzt sind, unterscheiden sich die Chancen anderer Gruppen hingegen nicht wesentlich von Bewerbern ohne Migrationshintergrund: Spanische Bewerber werden den Studienergebnissen zufolge bei der Jobvergabe gegenüber Kandidaten aus Deutschland sogar bevorzugt.

Als Hauptgrund für die Diskriminierung nennen die Autoren der Studie kulturelle Distanz: Arbeitgeber würden ihre Entscheidungen weniger auf Unterschiede in der Qualifikation stützen als auf Werte, die sie mit der zugehörigen Gruppe des Bewerbers teilen. Bewerber mit Migrationshintergrund werden demnach dann benachteiligt, wenn die kulturellen Werte der Menschen im Herkunftsland aus Sicht der Arbeitgeber stark von Wertvorstellungen in Deutschland abweichen. Auch die Diskriminierung von Personen mit einem dunkelhäutigen Phänotyp und Muslimen lässt sich den Wissenschaftlern zufolge  über diese Wertunterschiede erklären.

Das Fazit der Autoren lautet: "Insbesondere in Zeiten des demografischen Wandels, in denen Unternehmen händeringend nach Fachkräften und Auszubildenden suchen, sollte es aber im Interesse aller sein, das Potenzial an qualifizierten Bewerbern in Deutschland voll auszuschöpfen und allen Menschen eine faire Chance auf einen Arbeitsplatz zu geben – unabhängig davon, welchen Namen sie tragen und ob ihre Eltern einst aus einem anderen Land zugewandert sind." 

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Details des WZB zu den Studienergebnissen

Zur Studie 

Ethnische Hierarchien in der Bewerberauswahl
English
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Details

Authors
Ruud Koopmans, Susanne Veit, Ruta Yemane
Geographic area
Deutschland
Contributor type
Akademiker und Experten
Original source
Posted by
Marie Bayat
Country Coordinator

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