Geflüchtete und Migranten kommen in deutschen Nachrichten einer Studie zufolge häufig als Gewalttäter, Kriminelle oder sonstige Risikogruppen vor, wie aus der Untersuchung „Die Unsichtbaren“ des Hamburger Journalistik-Professors Thomas Hestermann im Auftrag des Mediendienstes Integration hervorgeht.
In 25 Prozent der Beiträge geht es der Studie zufolge um Migranten und Geflüchtete, denen eine Gewalttat angelastet wird, währen lediglich knapp drei Prozent der Beiträge von ausländischen Gewaltopfern handeln. „Einwanderung ist vor allem ein Angstthema“, sagte Hestermann.
Themen wie Rechtsverstöße, Kosten und sonstige Risiken sind gegenstand von rund 36 Prozent der Nachrichten, während 15 Prozent die Chancen in den Mittelpunkt stellen. Lediglich in Berichten zu Arbeitsmarkt und Sozialstaat würden die positiven Aspekte stärker hervorgehoben als die negativen (66 gegenüber 34 Prozent).
Für die Untersuchung wurden Hauptnachrichten und Boulevardmagazine der acht bedeutendsten Fernsehsender sowie der fünf auflagenstärksten Tageszeitungen über vier Wochen im November 2019 analysiert. Bei den untersuchten Medien sticht besonders die „Bild“-Zeitung mit ihrer negativen Berchterstattung zu Menschen Migrationshintergrund hervor (rund 47 Prozent). dass Printmedium „Die Welt“ betone hingegen die Chancen der Migration am meisten (knapp 38 Prozent).
Die Analyse zeigt darüber hinaus, dass Flüchtlinge und Einwanderer selbst mit etwa zwölf Prozent kaum zu Wort kommen und so kaum ihre eigene Perspektive in den medien platzieren können. Stattdessen wird der Diskurs vor allem von politischen Akteuren (29,1 Prozent) und von Polizei und Justiz (19,4 Prozent) bestimmt. Die reputierte Organisation Pro Asyl habe hingegen nur in 1,2 Prozent der untersuchten Beiträge Gehör gefunden.
Hestermann kritisierte insgesamt, dass der Eindruck entstehe, als seien Menschen mit Migrationserfahrung gewalttätiger als solche ohne und verweist dabei auf die Antwort der saarländischen Landesregierung auf eine AfD-Anfrage zu den häufigsten Vornamen der Tatverdächtigen „bei Stichwaffen- und Messervorfällen“ vom März 2019: Die zehn häufigsten Namen seien „allesamt deutsch“ gewesen. Die Listen angeführt hatten damals die Vornamen Michael, Daniel und Andreas.
Der Wissenschaftler fordert letztlich dazu auf, dass sich Journalisten über Klischees bewusst werden und ihre eigene Perspektive hinterfragen.
Details
- Authors
- Prof. Dr. Thomas Hestermann
- Geographic area
- Deutschland
- Contributor type
- Akademiker und Experten
- Original source
- Posted by