Eine neue Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) zeigt, wie wichtig Mütter mit Zuwanderungsgeschichte für die Integration ihrer Kinder und die Gesellschaft insgesamt sind. Mehr als ein Viertel aller Mütter in Deutschland ist zugewandert, ein Anteil, der in den letzten zehn Jahren von 23 auf 29 Prozent gestiegen ist. Ihre Rolle als Unterstützerinnen in Bildung und Arbeitsmarktintegration ist zentral, birgt jedoch noch ungenutzte Potenziale.
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist der Einfluss der deutschen Staatsangehörigkeit von Kindern auf deren schulische Förderung. Kinder, die seit Geburt die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, werden von ihren Müttern stärker in schulischen Belangen unterstützt, was sich langfristig positiv auf ihren Schulerfolg auswirkt. Ältere Geschwister profitieren ebenfalls von dieser stärkeren Unterstützung, unabhängig von ihrer eigenen Staatsangehörigkeit. Die Reform des Staatsangehörigkeitsgesetzes von 1999, die unter bestimmten Bedingungen die deutsche Staatsangehörigkeit ab Geburt ermöglicht, zeigt hier deutliche Wirkung: Kinder mit deutscher Staatsangehörigkeit erreichen häufiger das Abitur.
Im Bereich der Arbeitsmarktintegration zeigen sich Fortschritte durch die 2012 eingeführte beschleunigte Anerkennung von Berufsabschlüssen. Mütter, die ihre Qualifikationen außerhalb der EU erworben haben, nehmen dank dieser Regelung häufiger am Arbeitsmarkt teil. Allerdings bleibt die Vereinbarkeit von Erwerbs- und Sorgearbeit eine Herausforderung, da die Sorgearbeit an Werktagen unverändert hoch bleibt.
Die Verfügbarkeit von Bildungs- und Betreuungsangeboten ist ein weiterer entscheidender Faktor. Besonders Mütter aus der Ukraine profitieren von bedarfsgerechten Kita-Angeboten, die ihnen die Integration in den Arbeitsmarkt erleichtern und somit auch zur Bewältigung des Fachkräftemangels in Deutschland beitragen können. Gleichzeitig fördern solche Angebote den sozialen Austausch und die gesellschaftliche Teilhabe.
Die Studie macht allerdings deutlich, dass viele Potenziale noch ungenutzt sind. Die Erwerbsbeteiligung von Müttern mit Migrationsgeschichte liegt 29 Prozentpunkte unter der von Müttern ohne Migrationsgeschichte. Auch in der schulischen Förderung und dem Bildungserfolg ihrer Kinder gibt es noch Nachholbedarf. Verbesserte Rahmenbedingungen könnten nicht nur die Integration der Mütter, sondern auch das Bildungspotenzial der nächsten Generation erheblich stärken – ein wichtiger Ansatzpunkt für die Politik, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Das Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit der Stiftung Ravensburger Verlag entstanden.
Details
- Authors
- Ludovica Gambaro, Lidia Gutu, Sophia Schmitz, C. Katharina Spieß, Elena Ziege
- Geographic area
- Deutschland
- Contributor type
- Akademiker und Experten
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