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BILDMENT – Inklusives Bildungsmentoring für Geflüchtete

BILDMENT, das inklusive Bildungsmentoring für Geflüchtete der Initiative Minderheiten in Kooperation mit der asylkoordination österreich verfolgte das Ziel, jungen Geflüchteten mit entsprechenden Bildungsvoraussetzungen und -aspirationen den Eintritt in das tertiäre Bildungssystem in Österreich zu erleichtern.

Das Projekt bestand dabei aus zwei Teilen: Zum einen wurde für die Zielgruppe von Geflüchteten ein Bildungsmentoring von einer Projektgruppe durchgeführt, die selbst über Fluchthintergrund sowie über höhere Bildung verfügte. Zum anderen wurde von einer kleineren Gruppe eine Biografiearbeit mit 15 ausgewählten geflüchteten Personen durchgeführt.

Project Goal

Primäres Ziel des Bildungs- und Begleitangebotes von BILDMENT war die Förderung des Zugangs zu höherer Bildung bzw. der Bildungsteilhabe von Asylsuchenden, subsidiär Schutzberechtigten und Geflüchtete in Österreich. In diesem inklusiv angelegten Projekt arbeitete eine fünfzehnköpfige Projektgruppe mit Fluchterfahrungund höherer Bildung aus unterschiedlichen Ländern mit, die bereits im Rahmen von Vorprojekten der Initiative Minderheiten Kenntnisse in den Bereichen qualitative Forschung, Mentoring und Bildungsberatung erwerben konnten. Die Strategien zur Erreichung der Zielgruppe wurden gemeinsam mit der Initiative Minderheiten in Kooperation mit der asylkoordination österreich entwickelt

How it works

Mit 37 Mentees wurden insgesamt 74 Mentoringtreffen abgehalten, bei denen die Mentees informiert und beraten, auf ihrem Bildungsweg begleitet und bei der Überwindung von Barrieren unterstützt wurden. Die Angehörigen der Zielgruppe kamen überwiegend aus Syrien, Afghanistan, Irak und Tschetschenien. Begleitend zu den Mentoringaktivitäten wurden Workshops mit den Mitgliedern der Projektgruppe durchgeführt. In diesen Workshops wurden die Mentoringtreffen vorbereitet, koordiniert und nach Abhaltung, die Ergebnisse gemeinsam reflektiert und mögliche Hilfestellungen erarbeitet.

In der Biografiearbeit wurden Geschichten von 15 geflüchteten Personen erhoben und aufgezeichnet. Das Ziel dabei war die Verarbeitung der durch die Flucht geprägten Lebensgeschichten zu fördern und eigene Ressourcen zu verdeutlichen. Dieser Prozess sollte zur Sicherung des Selbstwertes und Selbstvertrauens der Zielgruppe beitragen und sie auch auf ihrem Lebens- und Bildungsweg unterstützen. Die Biografiearbeit wurden ebenso durch Workshops begleitet, in denen Mitglieder der Projektgruppe gemeinsam mit der Projektleitung die biografischen Arbeiten und der Durchführung vorbereiteten und die Resultate der biografischen Interviews besprachen und analysierten.

Foto: Initiative Minderheiten, Ebru Uzun

Results

Einige der zentralen Ergebnisse waren:

1. Wichtige Barrieren und Herausforderungen, die im Mentoring thematisiert wurden:

  • Sprache (z.B. mangelnde sprachliche Voraussetzungen für das Studium; unterschiedliche Qualität der Sprachkurse, mangelndes Verständnis von Bescheiden etc.)
  • Bürokratische Hürden (z.B. fehlende Dokumente; Anerkennung/ Übersetzung von Zeugnissen; Anrechenbarkeit von im Herkunftsland absolvierten Studien/teilen etc.)
  • Finanzielle Situation (z.B. kein Anspruch auf Studienbeihilfe oder Stipendium; Notwendigkeit neben dem Studium zu arbeiten; fehlende Arbeitsbewilligung etc.)
  • Informationsstand (z.B. fehlende Kenntnisse des Bildungssystems und von Voraussetzungen für bestimmte Studienrichtungen; fehlendes Wissen über Anmeldeformalitäten oder Fördermöglichkeiten etc.)
  • Persönliche Situation (z.B. Frustration nach Misserfolg bei Prüfungen oder nach Ablehnung von Jobbewerbungen; Unzufriedenheit mit Bildungswegentscheidung; Angst vor Abschiebung etc.)
  • Familiäre Situation (z.B. Belastung durch die Lebenssituation der eigenen Kinder;
  • Probleme beim Zeitmanagement; Entscheidungsprobleme zwischen Familie, Arbeit und Studium etc.)

 

2. Wichtige Hilfestellung, die den Mentees durch die Mentor:innen gegeben wurde:

  • Sprache (z.B. Erläuterung von Bescheiden, Recherche von Sprachkursen etc.)
  • Bürokratische Hürden (z.B. Recherche zu Nostrifizierungsmodalitäten; gemeinsames Abklären, ob Zeugnisse für Zulassung in Ordnung sind und Besprechen einzelner Schritte für die Zulassung; Unterstützung bei der Anmeldung auf Onlineplattformen)
  • Finanzielle Situation (z.B. gemeinsame Recherche über verschiedene finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten)
  • Informationsstand  (z.B. Weitergabe von eigenem Wissen; Unterstützungshilfe bei der Informationssuche zu Universitäten, Fachhochschulen, Anmeldungsverfahren usw.; Hinweise zu Stellen, bei denen Informationen eingeholt werden können und Weitergabe von Kontakten; Zurverfügungstellung von Skripten, Begleitung zu „Hotspots“ der Universitäten)
  • Persönliche/Familiäre Situation (z.B. Anregung von Motivation und Weckung von Zuversicht nach erfahrenen Misserfolgen und Problemstellungen; Entscheidungshilfen bei der Zusammenlegung von Job und Studium; Besprechen einzelner Schritte für einen Studienwechsel oder Berufswechsel; gemeinsames Erstellen eines realistischen Zeitplans)

 

3. Wichtige Erkenntnisse aus der Biografiearbeit mit geflüchteten Personen

  • Neben einer Vielzahl von Barrieren, mit denen die Befragten konfrontiert sind oder waren, machten die biografischen Falldarstellungen vielschichtige Ressourcen deutlich. Diese beinhalteten persönliche Stärken, wie spezielle Lern- und Sprachbegabung, Selbständigkeit und kommunikative Kompetenzen, Eigenschaften wie Durchhaltevermögen, Willenskraft, Ehrgeiz, Selbstsicherheit, Arbeitseinsatz oder Mut, aber auch Ressourcen durch die Unterstützung familiärer und außerfamiliärer Netzwerke bzw. durch am Bildungsweg und berufliche Tätigkeiten erworbene Kompetenzen

Evaluation

Im Rahmen der Workshops wurden die Feedbacks der Mentees gemeinsam mit der Projektleitung, der Projektgruppe und der Kooperationspartnerin evaluiert.

Who benefits

Beide Seiten, Mentor:nnen und Mentees, profitierten folgendermaßen von BILDMENT: Um den Mentees bei ihren verschiedenen Problemstellungen weiterhelfen zu können, mussten die Mentor:nnen durch eigene Recherche unterschiedlichste Informationen einholen und Kenntnisse in der Bildungsberatung erwerben. Die Mentees wurden motivational durch die Vorbildfunktion der Mentor:innen gestärkt und konnten durch deren Informationsvorsprung und -weitergabe schneller zum Ziel gelangen.
 
Das im Projekt entwickelte Mentoringmodell soll künftig auch für andere Zielgruppen eingesetzt werden, wie z.B. Personen mit Migrationshintergrund oder Angehörige bildungsbenachteiligter Minderheitengruppen.

Funding and resources

Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF, Abteilung Erwachsenenbildung) gefördert und von der Initiative Minderheiten in Kooperation mit der asylkoordination österreich zwischen Oktober 2016 und März 2019 durchgeführt.

About this good practice

Details

Original source
Posted by
Gerd Valchars
Country Coordinator

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