Der Expertenrat für Integration der österreichischen Bundesregierung verabschiedete Mitte Mai 2022 ein Positionspapier über die Perspektiven ukrainischer Flüchtlinge in Österreich.
In dem 11-seitigen Papier analysieren die Autor:innen die aktuelle Fluchtbewegung aus der Ukraine und formulieren eine Reihe von Empfehlungen zur mittel- und langfristigen Bewältigung der Situation insbesondere in den Bereichen Arbeitsmarkt und Bildungswesen.
Der Expertenrat empfiehlt unter anderem rasche Kompetenzchecks um die Berufsqualifikationen der Geflüchteten festzustellen. Schulische und berufliche Abschlüsse sollten möglichst rasch anerkannt werden, wobei die Unterschiede im Bildungssystem zu berücksichtigen sind. Der Expertenrat schlägt außerdem vor, Möglichkeiten zur Anerkennung auch dann vorzusehen, wenn Originaldokumente aufgrund der Fluchtsituation nicht vorgelegt werden können.
Der Expertenrat schlägt außerdem vor, vermehrt Intensiv- und berufsspezifische Sprachkurse und diese mit der Möglichkeit der Kinderbetreuung anzubieten, um so auch Flüchtlingen mit Betreuungspflichten die Kursteilnahme zu erlauben.
Im Bereich des Bildungswesens kann eine zeitweise Einführung von Deutschförderklassen ein Mittel darstellen, Schülerinnen und Schülern den raschen Erwerb von Deutschkenntnissen zu ermöglichen und sie damit in die Lage zu versetzen, dem regulären Unterricht zu folgen. Die schnelle Integration von Kindern und Jugendlichen in die Regelklassen müsse das Ziel, so due Autor:innen.
Bei der Arbeitsmarktintegration als auch bei der Integration in das Bildungswesen ist generell die mögliche Rückkehrperspektive der Flüchtlinge nicht aus dem Auge zu verlieren.
Der Expertenrat weist außerdem auf die hohe Zahl von Frauen unter den Geflüchteten hin, die alleine mit ihren Kindern auf der Flucht sind. Diese befinden sich in einer besonders vulnerablen Situation, die durch Traumatisierung, Ängste und emotionale Instabilität noch kritischer geworden sein könnte. Diese besondere Verletzlichkeit, so das Papier, kann von anderen ausgenutzt werden, etwa durch ausbeuterische Arbeitsverhältnisse, sexuelle Ausbeutung oder sogar Menschenhandel. Der Expertenrat empfiehlt daher, Frauen in geeigneter Weise auf diese Gefahren hinzuweisen, über Hilfseinrichtungen und Beratungsmöglichkeiten zu informieren und, wo notwendig, konkrete Hilfe zur Verfügung zu stellen.
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