
Die Zahl der Geflüchteten, die an deutschen Universitäten ein reguläres Studium aufnimmt, steigt kontinuierlich. Dies zeigt der Blick auf die Berliner Hochschulen sowie auf den neuen Hochschul-Bildungs-Report. Solveigh Hieronimus von McKinsey fordert daher den Ausbau von Sprach- und Vorbereitungskursen an Hochschulen.
An den Berliner Universitäten und Fachhochschulen nehmen immer mehr Personen mit Fluchterfahrung ein Studium auf. Die Technische Universität verzeichnet die meisten regulären Studierenden mit Flüchtlingsstatus. Waren es im Wintersemester vor einem Jahr gerade einmal 40 geflüchtete Studienanfänger, dürfte sich ihre Zahl nun mehr als verdreifacht haben. Im ersten Fachsemester der Bachelor- und Masterprogramme der TU werden jetzt 165 Studierende mit Fluchterfahrungen gezählt, davon 108 Personen aus Syrien. Nicht alle von ihnen sind Flüchtlinge, viele kommen auch mit einem Studierendenvisum. Das gilt auch für andere Herkunftsregionen.
An der Humboldt-Universität sind die Zahlen noch deutlich geringer als an der TU. Dort nahmen im Wintersemester vergangenen Jahres 15 Personen mit Flüchtlingsstatus ihr Studium auf, während es dieses Wintersemester 16 sind; 82 Geflüchtete hatten sich beworben. Zusätzlich berichtet die Universität von 26 neu immatrikulierten Studierenden mit syrischem sowie 17 mit irakischem, iranischem und afghanischem Pass.
Auch an der Freien Universität zeigen sich große Diskrepanzen zwischen den Bewerbungszahlen von Geflüchteten und den tatsächlichen Einschreibungen. Hier lagen zum Wintersemester 363 Bewerbungen von Personen aus Syrien, Irak, Iran und Afghanistan vor. Die Universität erteilte 127 Zulassungen, von denen nur 30 ein Studium begonnen haben. Vergangenes Jahr bekamen 21 Geflüchtete einen Studienplatz. Informationen darüber, warum sich nur so wenige einschreiben an der Freien Universität einschreiben, könne man nicht sagen, heißt es an der Universität.
Die Datenlage ist insgesamt unsicher, da bei der Einschreibung nicht danach gefragt, ob die Studierenden als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind, weshalb sich die Hochschulen schwer damit, genaue Zahlen zu liefern. Doch trotz dieser Unsicherheiten und unberechenbarer Annahmeverhalten steht fest: Das Interesse der Geflüchteten an Studienplätzen in Berlin ist weiterhin hoch. In den einjährigen Vorbereitungskursen der FU befinden sich aktuell 250 Flüchtlinge, im vorherigen Durchgang waren es erst 72. Demnächst sollen weitere 150 Studieninteressierte mit Flüchtlingsstatus starten.
Doch nicht nur in Berlin steigt die Zahl der Studierenden aus Konfliktregionen. Die bundesweite Serviceagentur für Studienbewerber aus dem Nicht-EU-Ausland, Uni-Assist, leitete zu diesem Wintersemester 7841 Bewerbungen von Syrern, Irakern, Iranern und Afghanen weiter. Im vergangen Jahr waren es 4351.
Der aktuelle Hochschul-Bildungs-Report des Stifterverbands und der Unternehmensberatung McKinsey bestätigt nun die kontinuierliche Zunahme von Geflüchteten an deutschen Hochschulen: Im Jahr 2020 werden der Untersuchung zufolge mindestens 40.000 Flüchtlinge in deutschen Hochschulen eingeschrieben sein. Diese Zahl könnte allerdings doppelt so hoch sein, würden finanzielle und soziale Hürden für geflüchtete Menschen in Deutschland schneller beseitigt werden. Dem Bericht zufolge wird das Potential der Flüchtlinge nicht optimal genutzt, da zwischen ihrer Ankunft und dem Studienbeginn immer noch sehr viel Zeit liegt.
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