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08 January 2025

Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB): Aktuelle Daten und Indikatoren: Syrische Arbeitskräfte in Deutschland

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Die Veröffentlichung "Aktuelle Daten und Indikatoren: Syrische Arbeitskräfte in Deutschland" des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) bietet eine umfassende Analyse zur Arbeitsmarktintegration syrischer Geflüchteter in Deutschland. Sie basiert auf Daten und Befragungen, die den Zeitraum von 2016 bis 2022 abdecken, und liefert Erkenntnisse zur Erwerbstätigkeit, Branchenverteilung und langfristigen Entwicklung dieser Bevölkerungsgruppe.

Kernaussagen der Publikation:

  • Demografische Zahlen: Zum Jahresende 2023 lebten rund 972.000 Syrer:innen in Deutschland, darunter etwa 712.000 Schutzsuchende. Die Anerkennungsquote für Asylanträge betrug 99 %. Seit 2015 wurden zudem 163.000 Syrer:innen eingebürgert.
  • Arbeitsmarktintegration: Die Erwerbstätigenquote syrischer Schutzsuchender steigt mit zunehmender Aufenthaltsdauer. Sieben Jahre nach dem Zuzug erreichte die Quote 61 %, mit einer deutlichen Diskrepanz zwischen Männern (73 %) und Frauen (29 %).
  • Berufliche Qualifikation: 75 % der Erwerbstätigen arbeiten in qualifizierten Tätigkeiten. Allerdings gibt es Hinweise auf eine Dequalifizierung im Vergleich zu den vor der Flucht ausgeübten Berufen. Ein Großteil ist in Berufen mit hoher Nachfrage tätig, etwa im Gesundheitswesen, in der Logistik und im sozialen Bereich.
  • Systemrelevanz: 62 % der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Syrer:innen arbeiten in systemrelevanten Berufen, im Vergleich zu 48 % der deutschen Beschäftigten.

Die Publikation analysiert nicht nur die Fortschritte bei der Arbeitsmarktintegration, sondern beleuchtet auch Herausforderungen wie etwa:

1. Geschlechtergefälle in der Erwerbstätigkeit: Ein besonders deutliches Hindernis ist die große Diskrepanz zwischen der Erwerbstätigenquote von Männern und Frauen. Während 73 % der syrischen Männer sieben Jahre nach dem Zuzug erwerbstätig sind, liegt dieser Wert bei Frauen nur bei 29 %. Ursachen hierfür sind:

  • Familiäre Verpflichtungen: Viele syrische Frauen übernehmen überproportional oft Sorgearbeit, insbesondere für kleine Kinder, was ihre Teilnahme am Arbeitsmarkt einschränkt.
  • Geringere Bildungs- und Sprachinvestitionen: Frauen nutzen Bildungs- und Integrationsangebote weniger häufig als Männer.
  • Erschwerte Übertragbarkeit beruflicher Erfahrungen: In Syrien häufig ausgeübte Berufe von Frauen, etwa im Bildungs- oder Erziehungsbereich, sind in Deutschland oft reglementiert, was den Zugang erschwert.

2. Dequalifizierung: Viele syrische Geflüchtete arbeiten in Berufen, die nicht ihrem Qualifikationsniveau entsprechen. Vor der Flucht waren 25 % der Erwerbstätigen in spezialisierten oder akademischen Tätigkeiten beschäftigt; sieben Jahre nach dem Zuzug sind es nur noch 15 %. Ursachen dieser Dequalifizierung sind unter anderem:

  • Fehlende Anerkennung von Abschlüssen: Syrische Qualifikationen werden in Deutschland nicht immer anerkannt.
  • Unzureichende Sprachkenntnisse: Diese schränken die beruflichen Möglichkeiten ein.
  • Unterschiede in den Berufssystemen: Das deutsche duale Ausbildungssystem erfordert spezifische Qualifikationen, die im syrischen Bildungssystem oft nicht vorhanden sind.

3. Langsame Anfangsintegration: Geflüchtete haben oft einen schwierigeren Start in den Arbeitsmarkt im Vergleich zu anderen Migrantengruppen. Gründe dafür sind:

  • Bürokratische Hürden: Lange Asylverfahren und eingeschränkte Arbeitsmöglichkeiten verzögern die Integration.
  • Psychosoziale Belastungen: Kriegserfahrungen, Flucht und unsichere Perspektiven können die Arbeitsaufnahme zusätzlich erschweren.

Die genannten Herausforderungen verdeutlichen, dass die Integration syrischer Geflüchteter Zeit und gezielte Unterstützungsmaßnahmen erfordert. Die Förderung von Sprachkenntnissen, die Anerkennung von Abschlüssen sowie eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf könnten dabei helfen, vorhandene Potenziale besser auszuschöpfen und langfristig zur gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Teilhabe beizutragen.

Die Ergebnisse der Veröffentlichung basieren auf Erhebungen wie der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten sowie statistischen Daten der Bundesagentur für Arbeit und des Statistischen Bundesamts.

Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB): Aktuelle Daten und Indikatoren: Syrische Arbeitskräfte in Deutschland
Deutsch
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Details

Authors
Herbert Brücker, Maye Ehab, Andreas Hauptmann, Philipp Jaschke, Theresa Koch, Yuliya Kosyakova
Geographic area
Deutschland
Contributor type
Akademiker und Experten
Original source
Posted by
Marie Bayat
Country Coordinator

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