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Dokumentationsarchiv Migration Tirol - DAM

Das Dokumentationsarchiv Migration Tirol – DAM ist ein öffentlich zugängliches zeithistorisches Archiv, das sich seit seiner Gründung im Jahr 2016 als Einrichtung zur Sammlung, Aufbewahrung, Erschließung und Nutzbarmachung von Zeitzeugnissen zur jüngeren Migrations- und Fluchtgeschichte nach 1945 versteht. Damit füllt das DAM eine Lücke bei der Sammlung, Dokumentation und Archivierung migrationsgeschichtlicher Quellen. Es leistet einen wesentlichen Beitrag dazu, wichtige, oft vergessene Aspekte der Geschichte des Landes als integralen Bestandteil dessen nachhaltig sichtbar und öffentlich zugänglich zu machen. Damit trägt das DAM maßgeblich auch zur Integration bei, in dem Migration als ein Teil der Landesgeschichte und Migrant:innen als bedeutender Teil der Gesellschaft dargestellt werden. 

Der Fokus der Tätigkeiten des DAM liegt aufgrund des Vereinssitzes in Tirol. Das Archiv ist allerdings offen für Quellen aus anderen Regionen in Österreich und beinhaltet auch Bestände aus anderen Bundesländern.

Photo of an old passport.

Personalausweis für Ausländer und Staatenlose, Beatrix Brandenstein, ausgestellt am 23.05.1951. Sig. AT ZEMIT-DAM Sammlung-4-11-2

Realisiert wurde das Archivprojekt im Zuge einer Zusammenarbeit zwischen der Beratungsstelle ZeMiT als Trägerverein des DAM, dem Tiroler Landesarchiv, den Tiroler Landemuseen, dem Innsbrucker Stadtarchiv und der Universität Innsbruck. Die wissenschaftliche Qualität der Arbeit garantieren die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats, der sich aus Vertreter*innen etablierter regionaler Kultur- und Forschungseinrichtungen sowie der Zivilgesellschaft zusammensetzt. Das DAM agiert damit an der Schnittstelle zwischen Menschen und Einrichtungen im Migrationskontext auf der einen und Wissenschaft, Kunst/Kultur und Öffentlichkeit auf der anderen Seite. Diese Konstellation spricht für den Erfolg des Archivprojekts und ist in Österreich durchaus einzigartig: Sie trägt dazu bei, ein Setting herzustellen, das einerseits unabhängig, niederschwellig und offen gegenüber den migrantischen Communities ist, gleichzeitig aber stabil aufgestellt und optimal eingebunden ist in die lokale Kultur- und Wissenschaftslandschaft.

Project Goal

Ziel des Dokumentationsarchivs Migration Tirol ist es, Migrations- und Fluchtereignisse als integrales Teilgeschehen der Geschichte Tirols und Österreichs im europäischen und internationalen historischen Kontext zu erfassen. Die Grundlagen dafür werden durch die gezielte Sammlung, Archivierung und Aufbereitung von Quellen zu Migration und Flucht geschaffen. Quellen verdeutlichen nämlich transnationale Lebensrealitäten vieler Personen, die das Land kulturell, ökonomisch und gesellschaftspolitisch nachhaltig geprägt haben und weiterhin prägen. Das DAM zollt damit alltäglichen, transnationalen Lebensrealitäten, die von sich überschneidenden Machtpositionen, Ein- und Ausgrenzungen gekennzeichnet sind, Rechnung. Das Archiv trägt dazu bei, diesen Beitrag sichtbar zu machen. Entscheidend ist dabei, dass Migrant:innen als Akteur:innen gezeigt und nicht nur ihre Migrationserfahrungen selbst in den Mittelpunkt gerückt werden.

How it works

Um die Leerstellen in der Archivierung von Migrations- und Fluchtgeschichte(n) systematisch füllen zu können, bedarf es der kontinuierlichen Erweiterung des Gesamtbestands. Dies erfolgt durch die Zusammenarbeit vieler Akteur:innen: Denn das Dokumentationsarchiv Migration Tirol lebt durch die Partizipation unterschiedlicher Personen, die ihre Erinnerungen, Objekte, Dokumente, Fotos, Filme u. v. m. mit uns teilen. Dazu können einerseits Sammlungen von Privatinitiativen, Vereinen und Einzelpersonen als Schenkung oder Leihgabe an das DAM übergeben werden, andererseits dienen Sammelaufrufe im Rahmen von Kooperationsprojekten der Bestandserweiterung. Nach der Übernahme der Quellen werden diese gesichtet, bewertet und nach wissenschaftlichen Standards archiviert. Die erfassten Zeitzeugnisse können anschließend im Online-Archiv unter www.archiv.dam.tirol eingesehen werden und stehen Nutzer:innen auf Anfrage zur Verfügung.

Photo of a old passport with stamps.

Sichtvermerk mit Arbeitserlaubnis, Seydi Battal Yağmur, ausgestellt am 06.12.1979. Sig. AT ZEMIT-DAM Sammlung-4-2-3

Results

Das wesentlichste Ergebnis des Archivprojekts ist wohl die Festigung der institutionellen Struktur. Nach einer intensiven Aufbauphase konnte im Jahr 2020 ein eigener Archivraum eingerichtet und erste Nutzer:innen in den Räumlichkeiten betreut werden. So gehört es neben der sicheren Verwahrung von Archivalien auch zu den Aufgaben des DAM, das historische Quellengut im Sinn einer breiteren historisch-politischen Bildung sichtbar und nutzbar zu machen. Das DAM arbeitet daher mit unterschiedlichen öffentlichkeitswirksamen Vermittlungsmethoden, zu denen insbesondere das Online-Archiv zählt. Es ist neben der Webseite www.dam.tirol das Fenster des Archivs nach außen. Seit 2022 können sich Nutzer:innen unter www.archiv.dam.tirol ein Bild über die Bestände des DAM machen und online eine Erstrecherche durchführen. Aktuell umfasst der physische Bestand des Dokumentationsarchivs Migration Tirol 13 Großbestände und Schenkungen von Vereinen, Initiativen, Projekten, Beratungsstellen, 63 Einzelsammlungen von privaten Objektgeber:innen und 135 qualitative Interviews (biografische Interviews & Expert:inneninterviews). Darüber hinaus stehen den Nutzer:innen im Online-Archiv 1.523 archivische Beschreibungen sowie 1.213 digitale Objekte zur Verfügung.

Auch im Bereich der Kulturvermittlung in Form von Ausstellungen hat das DAM in den vergangenen Jahren Expertise gesammelt und wird immer wieder zur Mitwirkung bei Projekten des ZeMiT sowie Projekten anderer Museen oder Bildungseinrichtungen eingeladen. In diesem Rahmen werden Bestände des Dokumentationsarchivs Migration Tirol in der Öffentlichkeit und in etablierten Kunst-/Kultureinrichtungen präsentiert.

Photo of an exposition room.

Hier zuhause. Migrationsgeschichten aus Tirol. Tiroler Volkskunstmuseum, Juni-Dezember 2017. Kooperationspartner*innen: ZeMiT/DAM, Tiroler Landesmuseen, Universität Innsbruck, Stadt Innsbruck, Land Tirol, Foto © D. Schreyer, www.hier-zuhause.at

Image of a publication against the background of a classroom full of people.

Tagung "Flucht ins Archiv. Migration, Flucht, Rassismen – Dokumentieren und Archivieren", 30. & 31.3.2023, Innsbruck. Eine Veranstaltung des ZeMiT/Dokumentationsarchiv Migration Tirol – DAM, des Forschungszentrums Migration und Globalisierung, des Instituts für Zeitgeschichte und der Fakultät für Bildungswissenschaften der Universität Innsbruck, Foto © Moser

Evaluation

Für eine selbstreflexive Verortung und die Möglichkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit den archivischen Praktiken müssen diese kontinuierlich hinterfragt werden. Transparenz ist auch Bedingung für eine wissenschaftliche Arbeitsweise, der sich das Archiv verpflichtet sieht und die durch einen wissenschaftlichen Beirat sichergestellt wird. Seit seiner Gründung wird das Dokumentationsarchiv Migration Tirol – DAM durch einen wissenschaftlichen Beirat mit Mitgliedern der wichtigsten Archiveinrichtungen Tirols und Vertreter:innen von Museen, der Universität und Zivilgesellschaft begleitet. Der Beirat gewährleistet die Wissenschaftlichkeit und Professionalität der Arbeit im DAM. Die Beiratssitzungen finden jährlich statt. Zusätzlich unterstützen die Mitglieder des Beirats die Mitarbeiter:innen des DAM bei Bedarf mit fachlicher Expertise und stehen ihnen beratend zur Seite.

Who benefits

Das Dokumentationsarchiv Migration Tirol leistet seit seiner Gründung einen wesentlichen Beitrag zur Erinnerungskultur im Sinne der Anerkennung gesellschaftlicher Vielfalt. Es schließt mit seinem Bestand wesentliche Lücken im regionalen und nationalen historischen Gedächtnis und rückt Realitäten und Standpunkte derer in den Vordergrund, die in der bisherigen Geschichtsschreibung kaum Berücksichtigung gefunden haben. Mit solchen „Perspektiven von unten“ bzw. „vom Rande“ soll ein Gegenpol zum bisherigen dominanten Geschichtsbild hergestellt werden.

Am Erfolg des Projekts sind neben den Projektmitarbeiter:innen insbesondere alle inhaltlich beteiligten Personen und Institutionen beteiligt. Dazu tragen einerseits zivilgesellschaftliche Initiativen, migrantische Vereine, Leihgeber:innen und Interviewpartner:innen mit Migrationsbiografie/Fluchterfahrung, die dem DAM Quellen zur Verfügung stellen, bei, andererseits Archivnutzer:innen, Forscher:innen und Kooperationspartner:innen, die mit ihren Projekt- und Forschungsergebnissen diese Quellen an unterschiedliche Zielgruppen bringen.

Funding and resources

Das Dokumentationsarchiv Migration Tirol wird von der Kulturabteilung des Landes Tirol gefördert. Diese Basisfinanzierung sichert den Fortbestand des Archivs und die Durchführung der archivischen Tätigkeiten auf qualitativ hohem Niveau. Darüber hinaus bemüht sich das DAM laufend um zusätzliche Förderungen durch andere Stellen: Zu diesen zählen beispielsweise die Stadt Innsbruck oder Bundesstellen, die mit weiteren Fördermitteln zusätzliche Aktivitäten wie Ausstellungs- und Sammlungsprojekte unterstützen.

About this good practice

Details

Original source
Posted by
Gerd Valchars
Country Coordinator

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