Deutschland steht vor einem erheblichen Fachkräftemangel, der Spezialist*innen und vor allem das Handwerkek und Facharbeitende betrifft. Aufgrund rückläufiger Zuwanderung aus der EU sucht Deutschland weltweit nach Fachkräften und hat seine Gesetzgebung liberalisiert. Die Zahl der Geflüchteten übersteigt dabei die der Erwerbsmigrant*innen bei Weitem. 2022 kamen rund 73.000 Drittstaatsangehörige zur Erwerbstätigkeit nach Deutschland, im Vergleich zu 40.000 im Jahr 2021.
EU-Zuwanderung und Drittstaaten
Deutschland hat mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz 2023 die Zuwanderung aus Drittstaaten erleichtert. Seit 2011 setzt Deutschland die Blaue Karte für Hochqualifizierte verstärkt ein und hat 2022 63.342 Blaue Karten ausgestellt. Trotz der liberalisierten Gesetze erschweren bürokratische Verfahren die Arbeitsaufnahme.
Dynamik der Zuwanderung aus Drittstaaten
In den vergangenen zehn Jahren stieg die Migration vor allem aus Indien spürbar. Indien liegt auf Platz 5 bei der Nettozuwanderung (+40.500; nach Ukraine, Syrien, Afghanistan und der Türkei). Laut Ausländerzentralregister lebten Ende Oktober 2023 rund 241.000 indische Staatsangehörige in Deutschland. In manchen Bundesländern, wie etwa Berlin, bildeten Inder*innen die zweitgrößte Gruppe von Neu-Zugewanderten, nach der Ukraine. Ganz überwiegend sind dies Personen, die zum Studieren oder Arbeiten nach Deutschland kommen.
Deutschland hat auch die Zuwanderung aus den Westbalkanländern durch die Westbalkanregelung erleichtert. Diese ermöglicht Arbeitskräfteanwerbung unter bestimmten Voraussetzungen und wurde 2023 entfristet.
Integration und Herausforderungen für Geflüchtete
Die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten ist nach wie vor eine Herausforderung. Viele Flüchtlinge fanden erst nach Jahren Beschäftigung, meist in kleinen und mittleren Unternehmen. Langwierige Asylverfahren behindern die schnelle Arbeitsmarktintegration. Trotz bürokratischer Hürden zeigen Statistiken, dass viele Geflüchtete als Fachkräfte, Spezialist*innen oder Expert*innen arbeiten.
Geflüchtete aus der Ukraine
Die Fluchtbewegung aus der Ukraine seit der russischen Invasion 2022 wurde zunächst positiv aufgenommen. Dennoch verlief die Arbeitsaufnahme schleppend. In Deutschland haben nur 26% der ukrainischen Geflüchteten Arbeit gefunden, während die Quote in Polen und Tschechien bei zwei Dritteln liegt. Bürokratische Hürden, wie Sprachanforderungen, erschweren die Integration gut ausgebildeter Ukrainer*innen.
Fazit
Die Problemanalyse zeigt, dass bürokratische Hürden und administrative Komplikationen zentrale Herausforderungen für die Arbeitsmarktintegration von Zuwanderern sind. Eine effizientere Verwaltung könnte die Integration beschleunigen und Kosten sparen. Deutschland könnte durch die Öffnung des Arbeitsmarktes für Drittstaaten und die Vereinfachung der Verfahren erheblich profitieren. Die Zuwanderung sollte so gestaltet werden, dass Zugewanderte ihre Energien auf den Aufbau einer neuen Existenz konzentrieren können. Details finden sich im Aufsatz von Dietrich Thränhardt.
Details
- Authors
- Dietrich Thränhardt
- Geographic area
- Deutschland
- Contributor type
- Akademiker und Experten
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