
Eine aktuelle Kurzstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) beleuchtet die Rolle qualifizierter Zuwanderung aus Drittstaaten für den deutschen Arbeitsmarkt, insbesondere aus Indien. Sie zeigt, wie stark sie zur Fachkräftesicherung beiträgt und welche Bedeutung sie für MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) hat. Gleichzeitig wird aufgezeigt, welche Herausforderungen weiterhin bestehen.
Die Bedeutung indischer Beschäftigter in Deutschland
Indische Beschäftigte nehmen in Deutschland eine herausragende Position ein, insbesondere in akademischen MINT-Berufen. Ende 2023 erzielten sie den höchsten Medianlohn unter den Vollzeitbeschäftigten mit 5.359 Euro monatlich, während der Durchschnittslohn von Deutschen bei 3.945 Euro lag. Diese hohe Vergütung spiegelt die Beschäftigungsstruktur wider: Etwa ein Drittel der vollzeitbeschäftigten Inder:innen arbeitet in MINT-Berufen, wo Fachwissen und Innovationskraft besonders gefragt sind.
Die Beschäftigung indischer Fachkräfte ist in den vergangenen Jahren rasant gestiegen. Zwischen 2012 und 2023 nahm die Zahl der in sozialversicherungspflichtigen MINT-Berufen tätigen Inder:innen um 741 % zu – von 3.750 auf 31.552 Personen.
Zuwanderung über Hochschulen als Schlüssel
Ein wesentlicher Faktor für diese Entwicklung ist die Zuwanderung über deutsche Hochschulen. Die Zahl der indischen Studierenden hat sich innerhalb eines Jahrzehnts verfünffacht: Von 9.372 im Wintersemester 2013/14 auf 49.008 im Wintersemester 2023/24. Laut einer Befragung des DAAD planen etwa 66 % dieser Studierenden, nach dem Studium dauerhaft in Deutschland zu bleiben.
Auch an deutschen Hochschulen stellt Indien mit 5.018 Beschäftigten die größte Gruppe unter dem internationalen wissenschaftlichen Personal. Diese Wissenschaftler:innen leisten bedeutende Beiträge, insbesondere in der Forschung zu Digitalisierungstechnologien, wo der Anteil ausländischer Innovator:innen kontinuierlich wächst.
Herausforderungen und Potenziale
Obwohl die Migration erheblich zur Deckung des Fachkräftebedarfs in Deutschland beiträgt, bestehen weiterhin Herausforderungen:
- Effizientere Verwaltungsprozesse: Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz bietet Potenzial, jedoch müssen bürokratische Hürden abgebaut und Anerkennungsverfahren für ausländische Abschlüsse verbessert werden.
- Berufliche Integration: Ein Teil der qualifizierten Zuwander:innen arbeitet unterhalb ihres eigentlichen Qualifikationsniveaus. Um das Potenzial besser auszuschöpfen, sind gezielte Unterstützungsmaßnahmen und Weiterbildungsprogramme notwendig.
Zuwanderung als Antwort auf den demografischen Wandel
Die Studie unterstreicht die wachsende Bedeutung qualifizierter Zuwanderung für den deutschen Arbeitsmarkt, insbesondere im Hinblick auf den demografischen Wandel und die Digitalisierung und die Dekarbonisierung. Indische Fachkräfte spielen hierbei eine Schlüsselrolle und tragen maßgeblich dazu bei, hochqualifizierte Positionen in MINT-Berufen zu besetzen.
Fazit und Empfehlungen
Die Veröffentlichung zeigt, dass qualifizierte Zuwanderung, insbesondere aus Indien, ein entscheidender Faktor für die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands sein kann. Um die Potenziale noch besser zu nutzen, empfiehlt Studienautor Plünnecke:
- den Ausbau von Hochschulprogrammen für internationale Studierende,
- gezielte Begleitmaßnahmen zur Integration in den Arbeitsmarkt,
- und die Verbesserung von Verwaltungsprozessen im Einwanderungssystem.
Diese Maßnahmen sollen demnach langfristig dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu mildern und Deutschland als attraktiven Standort für internationale Talente zu stärken.
Details
- Authors
- Axel Plünnecke
- Geographic area
- Deutschland
- Contributor type
- Akademiker und Experten
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