Die zunehmende Vielfalt der kulturellen, religiösen und sprachlichen Besonderheiten kann im Gesundheitsversorgungssystem als eine Herausforderung und auch eine Chance zur Weiterentwicklung von qualitativ gut angepassten diversitätsorientierten Versorgungsformen betrachtet werden. Ebenso bedarf es proaktiv zugehender Strategien, um die Zielgruppe pflegebedürftiger Migrant:innen sowie ihre Familien, Angehörigen und Bezugspersonen besser zu erreichen.
Das Modellprojekt Brückenbauer*innen Palliative Care leistet einen deutlichen Beitrag, eine gleichberechtigte Teilhabe für Menschen mit Zuwanderungs- und Fluchtgeschichte in der Hospiz- und Palliativversorgung und Pflege zu ermöglichen und die Inanspruchnahme dieser Leistungen zu erhöhen.
In diesem Zusammenhang müssen die transkulturelle Kompetenz und Sensibilität in der Gesellschaft, insbesondere den Institutionen, erhöht werden. Menschen unterschiedlicher Herkunftssprachen werden zu Themen der Pflegeberatung und Hospiz- und Palliativversorgung ausführlich geschult. Fachkräfte der Gesundheitsversorgung werden zudem durch die Sprach- und Integrationsmittlung in der Beratung und Versorgung von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und ihren Angehörigen unterstützt. Durch geeignete Zugangswege werden Migrant:innen niedrigschwellig über hospizliche und palliative Angebote sowie Versorgungsmöglichkeiten informiert. Das Angebot zielt auf eine nachhaltig bessere pflegerische und palliative Versorgung auf allen Ebenen ab.
Project Goal
In Deutschland leben mehr als 20 Millionen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und über 40 % aller Kinder unter fünf Jahren haben einen Migrationskontext.
Das Hospiz- und Palliativgesetz (HPG) ist ein Gesetz zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland. Mit diesem Gesetz ist die Palliativversorgung ausdrücklich Bestandteil der Regelversorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Versicherte haben einen Anspruch auf individuelle Beratung und Hilfestellung durch sozial, pflegerisch oder medizinisch ausgerichtete Anlaufstellen.
Das Modellprojekt „Brückenbauer*innen Palliative Care“, richtet sich gezielt an Menschen mit Zuwanderungs- und Fluchtgeschichte, die durch Zugangsbarrieren wie sprachlicher, kultureller und struktureller Art die Palliativversorgung nicht in Anspruch nehmen können. Der Wissenstransfer in die jeweiligen migrantischen Communitys ist einer der wichtigsten Ansätze und ein Ziel dieses Projektes. Dadurch wird den Menschen allgemein ermöglicht, selbstbestimmt und individuell in ihrer besonderen Lebenslage Entscheidungen zu treffen.
How it works
- Sprach- und Integrationsmittlung durch Einsatz von qualifizierten Brückenbauer:innen
- Sprachmittlung in mindestens 18 Sprachen
- Tandemeinsätze im fachlichen Beratungssetting (Fachkräfte und Brückenbauer:innen/ Sprach- und Integrationsmittlung)
- Unterstützung, Begleitung und Empowerment von schwerst- und lebensverkürzend erkrankten Menschen mit Zuwanderungs- und Fluchterfahrung (alle Altersklassen) sowie ihrer Zu- und Angehörigen
- Zugehende und aufsuchende Praxiseinsätze (niedrigschwellig, diversitätssensibel und lebensweltorientiert)
- Mehrsprachige Informationsveranstaltungen zu palliativen und pflegersichen Angeboten sowie Leistungen
- Vernetzung mit allen wichtigen Akteur:innen der Hospiz- und Palliativversorgung, Pflege und Migration
Results
- Zugangshürden struktureller, sprachlicher und kultureller werden kontinuierlich abgebaut
- Abbau von Diskriminierungsrisiken
- Zugang zu diversen Communities ist ausgebaut
- Bessere Inansprachnahme der vorhandenen Angebote durch zielgruppenspezische Aufklärung und Information
- Fachkräfte wie u.a. Berater:innen, Ärzt:innen, Sozialarbeiter:innen und alle weiteren versorgenden Akteur:innen werden zu besonderen Bedarfslagen und migrationspezifischen Aspekten sensbilisiert
- Regelangebote der Hospiz- und Palliativversorgung sind in den jeweiligen Commuities besser bekannt
- Nachhaltige Wirkung: bessere soziale/ medizinische und insbesondere pflegerische Versorgung
- Erreichen von Menschen aus über 40 Nationen
- Meinung der Zielgruppe: Brückenbauer:innen-Angebot wird als eine wichtige Unterstützung zum Erreichen der entsprechenden Leistungen/ Maßnahmen gesehen und führt zu einer gleichberechtigten Teilhabe
- Identifizierung als „Promising Practice“ durch die WHO (World Health Organization) – Global Action Plan on promoting health of refugees und migrants (2024)
Evaluation
- Externe Evaluation durch das Zentrum für Evaluation und Politikberatung (ZEP) auf Basis umfassender Projektdaten
- Merkmale der Dokumentation werden kontinuierlich angepasst und ausgewertet; kontinuierliche Steigerung der Fälle und Sichtbarkeit der positiv nachhaltigen Wirkung (Mehrwert) für die Zielgruppen
Who benefits
- Schwerst- und lebensverkürzend erkrankte Menschen mit Zuwanderungs- und Fluchtgeschichte aller Altersgruppen
- Fachkräfte (Berater:innen, Ärzt:innen, Gutachterter:innen, alle relevanten Akteur:innen)
Funding and resources
- Förderung und Finanzierung durch das Bundesministerium für Gesundheit
- 400.000- 500.000 € (variables Zuwendungsbudget/ jährlich)
- 17 Projektmitarbeitende (Projektleitung, Koordination Berlin und Köln und 14 Brückenbauer:innen
- Qualifikationen der Leitung / Koordination: Studium Soziale Arbeit/Sozialpädagogik, Management und Versorgung im Gesundheitswesen, Sozialmanagement;
Qualifikation der Brückenbauer:innen: umfassende Basisqualifizierung Hospiz- und Palliativversorgung (und diverse Abschlüsse)
About this good practice
- Geographic area
- Deutschland
- City
- Berlin / Köln
- Organisation
- Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V.
Diakonisches Werk Köln und Region gGmbH - Website
- Contact person
- Nazife Sari
- Position
- Projektleitung
Details
- Original source
- Posted by